Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn Tourismusplaner wissen, wie sie ihre Gäste glücklich machen, dann müssen sie keine Sorgen um mangelnde Besucherzahlen haben. Nun, wenn es denn so einfach wäre?
Flow-Trails sind in der Mountainbike-Szene in aller Munde. Auf der diesjährigen Eurobike Fahrradmesse habe ich den Sprung gewagt und einen Zusammenhang zwischen Tourismusforschung, Flow als Reisemotiv und Mountainbike-Streckenbau hergestellt. Mich interessiert: Wie hängen diese Begriffe zusammen?

Ich habe mir dazu die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow näher angeschaut. Maslow gilt als der „Gründervater“ der humanistischen Psychologie, welche sich kurzgesagt mit der Entfaltung und Selbstverwirklichung des Menschen auf ganzheitlicher Ebene beschäftigt. Die Positive Psychologie setzt heute daran an.
Von Marketingspezialisten und in der strategischen Produktentwicklung wird die Bedürfnispyramide herangezogen, um das Kaufverhalten von Personen zu untersuchen, zu verstehen und zu beeinflussen.
Stellt man die Bedürfnispyramide von Maslow, angefangen mit den bekannten Grundbedürfnissen wie Essen, Trinken und Schlafen bis hin zu den nicht immer bewussten Entwicklungsbedürfnissen wie Selbstverwirklichung, Freude, Glück, einmal in Kontext zum Thema Mountainbike-Infrastruktur und "Flow beim Mountainbiken", kommt man auf ein für mich sehr stimmiges Resultat, nachfolgend gezeigt:

Wie entwickle ich also ein Produkt und gestalte eine Mountainbike-Strecke, um Flow für Mountainbiker zu garantieren? Und wie kann diese Erkenntnis im Tourismusmarketing genutzt werden?
Es gibt Grundbedürfnisse die befriedigt sein sollten, damit sich ein Mountainbiker in Richtung Flow bewegen kann: Eine grundlegendes Tourismusangebot mit einem stimmigen Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, Infrastruktur, Ausflugsmöglichkeiten, Transport. Das ist alles nachvollziehbar und nichts Neues.
Nun folgt schon das Thema Sicherheit: Mountainbike-Wege sollten zielgruppenspezifisch gebaut sein, um erstens sicher unterwegs zu sein und zweitens Nutzungskonflikten vorzubeugen. Es soll für jeden Nutzer klar sein, wie er sich zu verhalten hat und Regeln müssen aufgestellt werden. Kurse müssen angeboten werden und die Wegbeschaffenheit sollte generell den Fähigkeiten des Gastes entsprechen.

Soziale Bedürfnisse wie Kontakt und Kommunikation werden für sportlich orientierte Mountainbike-Fahrer in Bikeparks befriedigt. Das gemütliche „Miteinander-Abhängen“ ist hier ein Muss und manchmal fragt sich ein Außenstehender: „Fahren die auch einmal?“. Doch wie kann man die sozialen Bedürfnisse der „normalen“ Radfahrer und Mountainbiker befriedigen? Destinationen wie z.B. Schottland oder Israel tun dies bereits durch innovative Angebote wie Trailcenter und landesweite Mountainbike Trails – die Betonung liegt dabei auf Trails, nicht auf Forstwegen.
Kürzlich wurde in Kärnten der längste Flow Country Trail Europas eröffnet. In Deutschland gibt es neben dem ebenfalls von Diddie Schneider gebauten Flow Country Trail im Bikepark Bischofsmais bisher nur weniges davon.
Generell sollte der Stellenwert der Zielgruppe Mountainbiker bei Tourismusplanern, Förderern und Einheimischen längst angekommen sein. Es gibt Destinationen wo bereits mehr Mountainbiker als Wanderer mit der Gondel transportiert werden. Wintersportgebiete nutzen die „Biker“, um über das Sommerloch die Gondeln zumindest ansatzweise zu füllen. Und Hoteliers und Gastronomen haben sich auf die Zielgruppe mit entsprechenden Angeboten eingestellt. Doch leider fristen die Mountainbiker immer noch eine Außenseiter-Position, wenn es um die Frage geht: Lieber Wanderer oder Mountainbiker? Gerade in Anbetracht der Alterspyramide, E-Bikes und steigenden Mobilität eigentlich eine eher antiquierte Einstellung.

Nun aber zum Thema Flow: Maslow sagt ganz bewusst, dass mit Erreichen der ersten Stufe nicht automatisch die zweite Stufe erfolgt. Vielmehr gilt das Erreichen einer Stufe als Voraussetzung für die nächste. Sie kann eintreten, muss aber nicht: Erst wenn die Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken gedeckt sind, kann man sich um Sicherheitsaspekte wie ein Haus bauen kümmern. Oder es auch sein lassen.
Genau so geschieht es auch mit Flow:
Flow, eine gewisse Form eines Glückszustands, entsteht nur wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Für Mountainbiker sind dies ein grundlegendes Tourismusangebot, zielgruppengerechte und sichere Wege, Techniktrainings und entsprechend dem Fahrkönnen ausgebaute Mountainbike-Trails. Trailcenter und Bikeparks stützen das Streben nach Gemeinschaft, Austausch und "Community". Und die Anerkennung der Zielgruppe Mountainbiker - sowohl touristisch als auch im allgemeinen Miteinander - entspricht einer angemessenen Wertschätzung und Anerkennung. Wenn diese Faktoren gegeben sind, dann steht Flow beim Mountainbiken nichts mehr im Wege.
Wie Sie Mountainbike-Trails planen, um "Flow" stattfinden lassen zu können, erläutere ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch.
Bitte sprechen Sie uns an!
Tanja Brunnhuber
Geschäftsführerin
destination to market
TOURISMUSMARKETING & CONSULTING